Donnerstag, 21. Februar 2013



In den internationalen Ranglisten der Bildungssysteme nimmt ein Land seit Jahren beständig vordere Plätze ein: Finnland. Das US-amerikanische Internetportal Business Insider  versucht sich an einer Erklärung dieses Phänomens und hat verschiedene Fakten zum finnischen Bildungssystem zusammengetragen.


Wie finnische Kinder lernen

Kinder werden in Finnland erst mit sieben Jahren eingeschult und erfahren in der Schule weniger Leistungsdruck: Bewertungen gibt es in den ersten sechs Jahren der Schullaufbahn überhaupt nicht. Den einzigen standardisierten Pflichttest schreiben die Schüler in Finnland mit 16 Jahren. Weitere Tests und Hausaufgaben sind selten. Der nationale Lehrplan ist nur eine ungefähre Richtlinie. Finnische Grundschüler haben pro Tag 75 Minuten Pause. Zum Vergleich: In den USA sind es durchschnittlich nur 27 Minuten pro Tag.

Ein weiterer gravierender Unterschied zum evaluationsbasierten, zentralisierten Bildungsmodell: Kinder werden in Finnland unabhängig von ihrer Intelligenz und ihrem Lernvermögen gemeinsam in einem Klassenraum unterrichtet. Dafür wird ein Drittel der finnischen Kinder in den ersten neun Jahren ihrer Schulbildung durch spezielle Nachhilfe gefördert. Naturwissenschaftliche Kurse werden auf 16 Teilnehmer begrenzt, so dass jeder Schüler im Unterricht selbst praktische Versuche durchführen kann. Die Folge dieser Maßnahmen: In keinem anderen Land gibt es so geringe Unterschiede zwischen den stärksten und den schwächsten Schülern, wie in Finnland.


Wie Finnland sein Bildungssystem organisiert
 

Das finnische Schulsystem ist zu 100 Prozent staatlich finanziert. Im Jahr 2008 betrug das durchschnittliche Einstiegsgehalt finnischer Lehrer 29.000 Dollar. Zum Vergleich: In den USA lag das Durchschnittsgehalt bei 36.000 Dollar. Trotzdem verdienen Oberschullehrer mit 15-jähriger Berufserfahrung 102 Prozent dessen, was andere Hochschulabsolventen verdienen. In den USA sind dies lediglich 62 Prozent. Leistungsbezogene Gehälter für Lehrer gibt es in Finnland nicht. Insgesamt gibt Finnland pro Schüler rund 30 Prozent weniger für Bildung aus, als die USA.
 

Alle Lehrer in Finnland müssen zwingend einen Hochschulabschluss vorweisen, der allerdings vollständig staatlich subventioniert wird. Der Universitätsabschluss allein reicht aber nicht aus. Nur die besten 10 Prozent der Hochschulabsolventen eines Jahrgangs haben in Finnland eine realistische Chance auf eine Lehrerstelle: Im Jahr 2006 bewarben sich in Finnland gleich 6.600 Bewerber auf nur 660 schulpraktische Ausbildungsplätze in der Primarstufe. Zu erklären ist dieser Ansturm auch damit, dass finnische Lehrer den gleichen Status haben, wie Ärzte und Anwälte.  

Finnland weist die gleiche Anzahl Lehrer auf, wie die Stadt New York. In ganz Finnland gibt es allerdings nur rund halb so viele Schüler (600.000 Schüler), wie in der US-Metropole (1,1 Million Schüler). Dies gibt finnischen Lehrern Zeit: pro Tag verbringen Lehrer in Finnland nur vier Stunden im Klassenzimmer. Zwei Stunden pro Woche werden zur beruflichen Weiterbildung genutzt.


Die Erfolge des finnischen Bildungssystems

In der internationalen standardisierten PISA-Studie von 2001 belegten die finnischen Schüler in den Bereichen Naturwissenschaft, Lesen und Mathematik Top-Platzierungen und halten diese seitdem. Damit liegt Finnland deutlich vor Ländern mit ähnlicher demografischer Struktur, ähnlicher Größe und einer ähnlich homogenen Kultur. Der Erfolg des finnischen Bildungssystems lässt sich auch durch weitere Fakten belegen: Fast 95 Prozent der finnischen Schüler erreichen einen Schulabschluss. Rund 2/3 aller finnischen Schüler besuchen eine weiterführende Schule. Das ist die höchste Rate in ganz Europa.


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